1913 Lexicon der Getränke by Hans Schonfeld and John Leybold

Erläuterungen.

Bowlen. Von einer guten Bowle verlangt man mit Recht, daß sie ausgezeichnet gut schmeckt, eine rosige Stimmung hervorzaubert, ohne zu berauschen und keinen Kopfschmerz im Gefolge hat. Das letztgenannte Uebel ist meist weniger eine Folge zu großen Alkoholgenusses, als der verschiedenen Tinkturen oder gar Oele, künstlicher Riechstoffe usw., die leider zu den Bowlen verwendet werden. — iMan versuche nicht durch Mischen von allerlei Ingredienzen ein kompliziertes Aroma herzustellen, denn darunter leidet neben dem Geschmack auch vor allen, Dingen die Bekömmlichkeit. Das Aroma unserer beliebtesten Bowlenfruchte ist so vollendet köstlich, daß es einer Korrektur nicht bedarf. Es gelte daher als oberster Grundsatz: so ein fach wie möglich. — Man findet z. B. Maiwein-Rezepte, die Apfelsinen, Veilchen enthalten, nur zum Nachteil des lieb lichen Waldmeistergeschmacks. Auch in der Wahl der Weine werden oft Fehler gemacht. Am besten eignen sich möglichst leichte Mosel- und Rheinweine. Besonders ein leichter Mosel wein gibt dem Maiwein das Erfrischende, zumal der Säure gehalt nicht stört, da er beliebig durch Zucker gedeckt wer den kann. Sekt verschönert selbstredend jede Bowle, rundet den Geschmack ab, soll jedoch auch keine zu schwere Marke sein. Auch etwas Selters macht sich gut, doch nehme man nicht zu viel, da die Salze in größerer Menge geschmackstörend wirken. — Jede Bowle muß eiskalt serviert werden, und, zwar kühlt man Bowlenansatz, Sekt und Selters zweckmässig getrennt und mischt im letzten Augenblick. Es empfiehlt sich ferner, im Zuckerzusatz vorsichtig zu sein, da man einer süßen Bowle leicht überdrüssig wird und im Bedarfsfalle für Damen besonders — jederzeit nachgesüßt werden kann. Genaue Mengenverhältnisse lassen sich überhaupt kaum angeben, da der Geschmack zu verschieden und abhängig vom wein usw. ist. — Man schmecke jede Bowle vor dem Servieren ab, wo bei noch Korrekturen gemacht werden können. Auf jeden Fall sind Bowlen aus frischen Früchten usw. am schmackhaf testen; doch lassen sich auch mit Konserven recht gute her stellen, wenn man den Zucker entsprechend reduziert.

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