1935 The Barkeeper's Golden Book by O Blunier

In der Zeit der grossen Kolonisierung Amerikas um das 16. Jahr- hundert, als Englander, Franzosen, Hollander, Spanier und andere Vdlker sich an den Fliissen der grossen "Wildnis ansiedelten, spielte der Alkohol eine grosse Rolle. Nur durdi dieses «Strong-Water» war es etwa 90 Prozent der Kolonisten bei barter Arbeit, unsag- lichen Strapazen in Kampfen um die landwirtschaftliche Urbar- machung mdglich, durchzuhalten. Das Primitive des kiimmerlichen Daseins, das Ewig-auf-der-Lauer-sein um bei unerwarteten An- griffen der Indianer schlagfertig dazustehen — diese stete Gefahr fiir Leben und Gut — forderte das Hbchste an Mut und Ausdauer. Der grbsste Anteil und das Verdienst an der Eroberung und Kulti- vierung der neuen Welt tragt unbestreitbar der Alkohol. Man lese die vielen Geschichten der alten Seeleute, worin man die Bestati- gung hiefiir findet. Die Bar war damals in den ersten Ansiedelungen die offentliche Stube, derRendez-vous-Platz fiir alleEinheimischen, Wandernden, Handels- und Seeleute. Diese Stube war der Ort, wo jeder Handel abgeschlossen wurde, wo sich jeder Passant melden musste und die nbtige Auskunft und die Neuigkeiten entgegennehmen konnte. Man nannte ein solches Lokal «Common Store» (Gemeinschafts- raum). Diese «Common Stores» wurden stets von einem geschulten Manne, einem Geistlichen oder einem Offizier gefuhrt (the Com mander). Der Ausschank von Alkohol fand nur durch diese Leute und unter ihrer Aufsicht statt. In grosseren Ansiedlungen waren schon Schlafraume fiir Gaste, Stallungen, Konstablerstube (Polizei). Den ganzen Komplex nannte man Taverne. Die Bar, also der Common Store, hiess «Inn», der Bartender: Innholder. Dieser stand unter strenger Aufsicht des Gesetzes. Es durfte Alkohol nur zu bestimmten Stunden fiir Ein- heimische verabfolgt werden, ausgenommen waren Gaste und Durchziigler. In diesen Gaststatten wurde reger Handel mit Pul- ver, Waffen, Pelzen, Pferden, Artikeln aller Art getrieben. Das Wichtigste war der Meldedienst, alle Nachrichten vom Innern des Landes und von der Aussenwelt wurden hier vermittelt. Alle diese kleinen und grossen Ansiedelungen standen mit einem Fort in steter Verbindung. Diese Forts bildeten die militarische Stiitze der Kolonisten. Bei dieser kleinen Festung war meistens die grosste

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