1934 Rund um die Bar Ein Lehrbuch für Bartender und Mixer

wird der in solchen Dingen wenig oder nicht routinierte Gast es dann als selbstverständlich annehmen, daß alle Spi rituosen in solchen Schwenkgläsern serviert werden müssen, und er kümmert sich dabei wenig darum, ob dies richtig ist oder nicht. Ein taktvoller Hinweis des Bartenders auf die unzweckmäßige Verw-endung des Schwenkglases wird sicherlich auch vom Gast anerkannt werden, und eine der artige Aufklärung wird allmählich dazu führen, daß der Gebrauch des Schwenkglases immer mehr in seiner eigent lichen Zweckbestimmung erfolgt. Die Sitte, Schwenkgläser zu gebrauchen, stammt aus dem Cognac produzierenden Lande Frankreich. Merkwürdiger weise wird in allen Ländern, mit Ausnahme Deutschlands, das Schwenkglas sinnentsprechend angewendet, und zwar nur für Cognac oder für aus solchem hergestellte Liköre. Dazu ist etwas Grundsätzliches zu bemerken. Wenn in diesem Buche von Cognac die Rede ist, so ist damit nur das aus Frankreich stammende Produkt gemeint. Das in Deutschland hergestellte Produkt darf auf Grund des Weingesetzes nur als „Weinbrand" oder .,Deutscher Weinbrand" bezeichnet werden. Diese beiden Begriffe, die so häufig zu Irrtümern Veranlassung geben, müssen besonders vom Bartender auseinandergehalten wer den, schon deshalb, weil die Charaktere des französischen Cognacs und des deutschen Weinbrands grundverschieden sind und daher ihre Behandlung auch keine gleichmäßige sein kann. Trotzdem haben aber beide Arten ihre Liebhaber unter den Bargästen. Während der Charakter des Cognacs es erfordert, daß er beim Genuß Zimmertemperatur besitzt, wird der Wein brand eisgekühlt getrunken. In der Praxis wird der Bartender häufig genug Gelegenheit haben, zu beobachten, wie der wirkliche Cog'nac-Kenner das Schwenkglas mit beiden Händen geradezu liebevoll umfaßt, um durch Über tragung der Handwärme auf den im Glase befindlichen

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